Weltläden entstanden in Österreich als Reaktion auf die systematische Benachteiligung der sogenannten „Dritten Welt“ durch die internationalen Handelsstrukturen. Den Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas gehen dadurch jährlich mehr als 500 Milliarden Dollar verloren. Die Antwort der Weltläden ist Fairer Handel.
Was das heißt, ist rasch erklärt: Hinter jedem Produkt stehen Menschen. Diese Menschen und ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt des Fairen Handels.
Definition des Fairen Handels nach FINE
FINE – ein zwangloser Zusammenschluss von vier internationalen Organisationen des Fairen Handels – definiert Fairen Handel folgendermaßen: Der Faire Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht. Er leistet einen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung, indem er bessere Handelsbedingungen bietet und die Rechte benachteiligter ProduzentInnen und ArbeiterInnen – speziell in den Ländern des Südens – sichert. Fair-Handels-Organisationen engagieren sich (gestärkt durch VerbraucherInnen) aktiv für die Unterstützung der ParnterInnen, für Bewusstseinsbildung und Kampagnenarbeit, um die Regeln und Praktiken des konventionellen Handels zu verändern.
Zehn Kriterien des Fairen Handels der WFTO
Um gemeinsam einen Beitrag zu Armutsbekämpfung und zu nachhaltiger Wirtschaftsentwicklung zu leisten, haben sich mehr als 450 Organisationen zur World Fair Trade Organization (WFTO) zusammengeschlossen. Die WFTO zählt sowohl ProduzentInnen als auch Importeure und HändlerInnen zu ihren Mitgliedern. Sie decken damit die gesamte Wertschöpfungskette des Fairen Handels ab. Die zehn WFTO-Prinzipien für Fairen Handel lauten:
1. Chancen: Fairer Handel soll Chancen für ProduzentInnen schaffen, die wirtschaftlich benachteiligt sind oder vom bestehenden Handelssystem an den Rand gedrängt werden. Fairer Handel ist eine Strategie zur Armutsbekämpfung und Einkommenssicherung und zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung.
2. Transparenz und Verantwortlichkeit: Die Geschäftsführung muss transparent und der Umgang mit den HandelspartnerInnen fair und respektvoll sein. Mitglieder, ErzeugerInnen und Angestellte werden in Entscheidungsprozesse der WFTO eingebunden.
3. Geschäftsbeziehungen: Fairer Handel dient nicht der Gewinnmaximierung. Die Geschäftsbeziehungen sollen auf Vertrauen und Solidarität basieren. Die KäuferInnen leisten bei Bedarf Vorauszahlungen, um die ProduzentInnen vor Verschuldung zu bewahren. Langfristige Lieferbeziehungen und Abnahmeverträge gewährleisten den ProduzentInnen ein sicheres Einkommen.
4. Faire Preise: Der Preis für die Ware wird zwischen den HandelspartnerInnen gemeinsam festgelegt. Die Bezahlung muss von der Produzentin/vom Produzenten als fair und sozialverträglich bewertet werden. Die Organisationen des Fairen Handels vermitteln den ProduzentInnen die nötigen Kenntnisse, um den Preis selbstständig aushandeln zu können.
5. Kinder- und Zwangsarbeit: Die WFTO-Mitglieder respektieren die UN-Kinderrechtskonvention. Sie gewährleisten, dass in der Produktion keine ZwangsarbeiterInnen eingesetzt werden.
6. Diskriminierungsverbot, Gleichstellung der Geschlechter und Vereinigungsfreiheit: Im Fairen Handel gilt, dass niemand aufgrund seines Geschlechts, seiner Rasse, Herkunft, Religion, politischen Gesinnung oder sexuellen Orientierung oder aufgrund einer Behinderung oder HIV-Infektion benachteiligt werden darf. Frauen werden ermutigt, sich auf freie Stellen und Führungspositionen zu bewerben. Das Recht aller Angestellten und ArbeiterInnen, sich gewerkschaftlich zu organisieren, wird respektiert.
7. Arbeitsbedingungen: Das Arbeitsumfeld muss sicher und gesundheitsverträglich sein. Es muss mindestens den lokalen gesetzlichen Anforderungen und den Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) genügen.
8. Organisationsentwicklung und Personalschulung: Fairer Handel soll vor allem kleine, benachteiligte ProduzentInnen fördern und unabhängiger machen. Er soll helfen, ihre Qualifikation zu verbessern, damit sie sich auf dem Markt behaupten können.
9. Öffentlichkeitsarbeit: Die Organisationen des Fairen Handels setzen sich öffentlich für einen gerechten Welthandel ein. Sie schaffen ein Bewusstsein für die Ziele des Fairen Handels und versorgen die VerbraucherInnen mit umfassenden Informationen.
10. Umweltschutz: Die Herstellung fair gehandelter Produkte soll die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Angestrebt werden die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressourcen, die Nutzung erneuerbarer Energien, eine weitest gehende Abfallvermeidung und ein geringer Pestizideinsatz. Produkte aus ökologischer Landwirtschaft werden bevorzugt in den Handel aufgenommen.
Kontrolle: Die World Fair Trade Organization stellt in einem mehrstufigen Kontrollverfahren sicher, dass diese Standards eingehalten werden. Dazu müssen sich alle WFTO-Mitglieder regelmäßig einem internen Prozess der Selbstüberprüfung unterziehen. Auf Basis eines umfangreichen Fragebogens müssen sie nachweisen, dass ihre Geschäftstätigkeit den zehn Prinzipien der WFTO entspricht. Diese Selbstauskünfte werden anschließend von der Monitoring-Abteilung der WFTO überprüft. Sie gibt dem jeweiligen Mitglied eine Rückmeldung (Feedback), aus der hervorgeht, wo Handlungsbedarf besteht und welche Verbesserungsmöglichkeiten bestehen.
Ergänzend dazu besuchen unsere LieferantInnen die ProduzentInnengruppen, mit denen großteils langjährige Beziehungen bestehen, immer wieder, einerseits um gemeinsam Produktentwicklungen voranzutreiben, andererseits um sich selbst ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.